Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023

Preisträger Omid Mirnour und Jurorin Romina Küper bei der Preisverleihung

Am 25. November fand im 51 Stufen Kino im Deutschen Haus das Finale der Flensburger Kurzfilmtage 2023 statt.

79 Filme, 51 anwesende Filmschaffende, über 1500 Besucherinnen und Besucher im Kino 51 Stufen und in der Theaterwerkstatt Pilkentafel – so das zahlenmäßge Resümee des diesjährigen Festivals. Und auch sonst war es super!!!

Die Jury, bestehend aus Schauspielerin Romina Küper,
Sebastian Spors, Festivalleiter des OpenEyes Filmfest in Marburg
und der Flensburger Künstlerin Christiane Limper hat während des Festivals vor Ort alle Wettbewerbsbeiträge zusammen mit dem Publikum gesichtet und sich abschließend für folgende Preisträger entschieden:

"Clown*esses" von Jana Rothe  in der Kategorie Non Fiktion

„Chicken“ von Anna Benner  in der Kategorie Animation

„Getty Abortions“ von Franzis Kabisch   in der Kategorie Wagnis

Auch das Publikum hatte die Möglichkeit, für die Filme abzustimmen. Der Publikumspreis für den dänischen Wettbewerb ging an den Film "Amala" von Nivetha Balasubramaniam
Im deutschsprachigen Wettbewerb erhielt „Korruption auf Erden“ von Omid Mirnour die Auszeichnung.

Die Brücke Flensburg e.V. stiftete erneut zum dritten Mal einen Preis für Filme, die auf Gefahren für die psychische Gesundheit aufmerksam machen und verlieh den „Flensburger Querkopfpreis 2023“ an den Film
„Von Biegen und Brechen“ von Falk Schuster und Mike Plitt.
Lobende Erwähnungen gingen an "Vom Stehen und Fallen" von Paul Raatz
Und "Geht schon" von Lisa Wagner.

Alle Preisträger erhalten neben einer Trophäe, die von den Holzbildhauern der Werkkunstschule Flensburg gefertigt und im FabLab Ideenreich der HS Flensburg aufbereitet wurden, je 1.000 Preisgeld gestiftet von ComLIne (Kategorie Wagnis), Rechtsanwalt und Notar Olaf Luther (Kategorie Animation), Forward Filmproduktion (Publikumspreis im deutschen Wettbewerb), SSF (Publikumspreis im dänischen Wettbewerb), dem Wirklich Verlag und filmkorte e. V. (Kategorie Fiktion/Non Fiktion)

Bereits am Vortag waren beim Plattspotsjubiläum die Preise für den plattdeutschen Wettbewerb vergeben worden.
Der Plattspots 2023 wurde an Oliver Boczek für den Film Striekers vergeben
Desweiteren wurden Mehr Platt weniger Ärger von Sven Bohde und De Minsch is’n Worm von Jörn Stäger ausgezeichnet.
Das Publikum wählte mit Dr. Plattdüütsch von Cathrin Paulsen, Benjamin Vay, Tobias Möckel den Preisträger von 2013 zum Lieblingsfilm aus 10 Jahren Plattspots

Die Begründungen der Jury der Flensburger Kurzfilmtage 2023

Der Preis der Flensburger Kurzfilmtage 2023 in der Kategorie Animation geht an
„Chicken“ von Anna Benner

Im ersten von uns ausgezeichneten Film geht es um ein schweres Thema, dessen sich der narrative Film auf eine ungewöhnliche Art und Weise annähert.
Eine sehr starke, teils symbolhafte Bild und Tonsprache erzeugen große Intensität, aber auch eine Leichtigkeit und am Ende des Film steht die Hoffnung auf Veränderung.
Genau diese Botschaft hat uns am meisten überzeugt, aber auch die kreative Gestaltung und der Zeichen Stil dieses Aninmationsfilms haben uns begeistert.

Häusliche Gewalt gegen Frauen geht hier nicht in die unausweichliche Wiederholung, sondern wird als der mutige Versuch zur Verarbeitung des Traumas mit der Möglichkeit zur eigenen Befreiung dargestellt.

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Der Preis in der Kategorei Wagnis geht an
Franzis Kabisch für Getty Abortions

In der Kategorie Wagnis haben wir uns für einen Film entschieden, der den Blick auf ein Thema lenkt, indem er kritisch die Art und Weise hinterfragt, wie es in den Medien präsentiert wird.

Wir vergeben den Preis an eine Kurzdokumentation, die sich mit ihrem Inhalt der medialen Darstellung im Zusammenhang mit Schwangerschaftsabbruch widmet, indem sie ausgewählte Fotos analysiert, die für Zeitschriften, Webseiten und Artikel ausgewählt werden, um dieses Thema zu illustrieren.

Mutig wird in einer gleichzeitig sehr persönlichen und dennoch präzisen, evidenzbasierten, fast wissenschaftlichen Herangehensweise ein kritischer Blick auf die Macht geworfen, die visuelle Inszenierungen besitzen, und dabei die Frage gestellt, wer eigentlich bestimmt, wie jemand empfinden oder aussehen sollte.

Die filmische Umsetzung wird dabei niemals langweilig, trotz der weitestgehenden Reduktion auf einen Computerbildschirm, auf dem historische Darstellungen, wissenschaftliche Texte und Chatnachrichten in Beziehung zu Stock-Fotos gesetzt werden und auf der Tonebene durch ein sehr persönliches, autobiografisches Voice-Over begleitet werden.

Vielmehr illustriert sie gelungen, wie mit dieser minimalistischen Darstellungsform eine zeitgenössische visuelle Inszenierung für derart komplexe Fragestellungen geschaffen werden kann.

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Der Preis für den Film in der Kategorie Fiktion / Non-Fiktion geht an
Jana Rothe für Clown*esses


Der Preis in der Kategorie Fiktion/Non-Fiktion geht an ein sensibles Portrait, was spielerisch die verschiedenen Facetten des Mensch-Seins, Genderperformance und das Ausbrechen aus normierten Vorstellungen beleuchtet.
Der Film schafft starke Bilder, die ungewöhnlich sind und im Kopf bleiben. Nie bewertet die Filmemacherin ihre Protagonist*innen. Wir sehen Menschen, die im Spiel ihre eigene Identität befragen, 
den eigenen und fremden emotionalen Erfahrungsraum erweitern und uns anarchistisch verzaubern. Um mit den Worten einer Protagonistin zu sprechen: You need to be a trickster, hide or cheat!

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Der Flensburger Querkopf 2023 wird von der Brücke e.V. vergeben an:
Falk Schuster und Mike Pitt für "Vom Biegen und Brechen".

"Vom Bieten und Brechen" schafft Aufmerksamkeit für ein dunkles Kapitel in unserer jüngeren Geschichte und zeigt eindrücklich mit einfachen Bildern, welche Spuren politische und strukturelle Gewalt in der Jugend im heutigen Erwachsenenleben der Betroffenen hinterlassen. Wir bedanken uns herzlich bei dem Protagonisten Alex für den Mut und seine Offenheit, seine wichtige Geschichte mit uns zu teilen.

Lobende Erwähnungen gehen an
Paul Raatz für "Vom Stehen und Fallen"
und
Lisa Wagner für "Geht schon"

„Vom Stehen und Fallen“ hinterfragt die Rolle von Männlichkeit im Kontext von Trauer und Verlust und ist für uns eine Geschichte über die Bedeutung vom Zulassen von Gefühlen für die Entwicklung und das Über-Sich-Hinauswachsen, die uns gleichzeitig sehr gerührt, aber auch zum Schmunzeln gebracht hat. Er zeigt uns, dass Krisen, auch wenn sie schmerzhaft sind, eine große Chance auf Veränderung innewohnen kann.

„Geht schon“ treibt die Absurdität von Vorurteilen und vermeintlichen „guten Ratschlägen“ gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen auf die Spitze, indem die unterschiedliche Behandlung von körperlichen und psychischen Erkrankungen durch Fachpersonen und das persönliche Umfeld im übertragenen und buchstäblichen Sinne schmerzhaft verdeutlicht wird. Für uns war der Film auch deshalb so eindrücklich, weil uns tatsächlich so gut wie jede dieser Aussagen und Reaktionen schon berichtet wurde.